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Das Ende des fossilen und das Ende des analogen Zeitalters ereignen sich fast gleichzeitig. Diese zentralen Veränderungsprozesse führen zu einem nie dagewesenen Druck, die Art wie wir leben, wie wir wirtschaften und arbeiten, konsumieren und kommunizieren, weitreichend zu ändern. Der Anpassungsdruck der ökologischen und der digitalen Transformation zwingt uns zu ebenso großen sozialen Transformationen, zu gesellschaftlichem Wandel, bei dem die großen Fragen nach materiellem Auskommen, politischen Entscheidungen, sozialem Zusammenhalt und gemeinsamen Vorstellungen neu zu beantworten sind.
Die große Chance der neuen, durch die Digitalisierung ermöglichten Technologien liegt heute darin, dass wir als Gesellschaft noch nie so mächtige Werkzeuge an der Hand hatten, um gesellschaftliche Fortschritte zu erreichen: In allen Sektoren, in der industriellen Produktion, in den Bereichen Mobilität und Logistik, Strom und Wärme oder der Landwirtschaft können digitale Innovationen enorm helfen, die Klimaziele noch zu erreichen. So könnte der Energieverbrauch der Industrie bis 2030 durch IT-gesteuerte Prozessoptimierung deutlich um bis 30 Prozent sinken, durch intelligente Steuerung kann KI helfen, den Verkehr in Städten zu reduzieren, weniger Pestizide auf die Felder zu sprühen, den Ressourceneinsatz zu optimieren und durch „smarte“ Stromnetze die Energiewende schneller auf erneuerbare Energien umzusteigen-zu realisieren. Auch für das Erreichen der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen bieten digitale Innovationen erhebliches Potenzial. Digitale Innovationen sind hierbei nicht nur als technologisch zu begreifen, vielmehr ermöglichen sie auch grundlegende soziale Innovationen und die Veränderung von Lebensstilen, Mobilitätsverhalten oder Konsumgewohnheiten.
In vielen Bereichen ist gleichzeitig deutlich erkennbar, wie eine Digitalisierung ohne ökologische Leitplanken den bestehenden Trend zu steigendem Ressourcenverbrauch und Emissionen verstetigt und beschleunigt. Ihr Energie- und Ressourcenhunger trägt so zur Zerstörung von Ökosystemen und zur Zunahme von immer mehr Elektroschrott massiv bei. Und sogenannte Rebound-Effekte bergen das Risiko, dass erzielte Effizienzgewinne in einem Bereich durch Nachfragesteigerungen an anderer Stelle überkompensiert werden. Geht diese Entwicklung ungebremst weiter, kann sich die Digitalisierung genauso auch zum Treiber der Klimakatastrophe entwickeln.
Durch die industrielle Revolution im letzten Jahrhundert wissen wir, wie Technologie getriebene gesellschaftliche Umbrüche ablaufen. Wir wissen, wie dabei neue Zielkonflikte ausbrechen und vor allem, wie sehr es darauf ankommt, nicht wieder ökologische und soziale Kosten des Umbruchs zu vergemeinschaften, Gewinne aber zu privatisieren. Es ist uns klar, dass es keinen Automatismus zwischen technologischem und gesellschaftlichem Fortschritt gibt. Utopie und Dystopie liegen stets dicht beieinander und die Geschichte lehrt uns, dass nicht die Selbstregulierung des Marktes und die Eigendynamik neuer Technologien gesellschaftlichen Fortschritt brachten, sondern erst die gesellschaftliche und politische Regulierung und Einhegung dieser Kräfte in politischen und gesellschaftlichen Prozessen und deren Ausrichtung an gesellschaftlich breit getragenen Zielen.
Anreizstrukturen wie Preise, die die ökologische Wahrheit ausdrücken und ein Fairer Wettbewerb in der digitalen Ökonomie gehören aber genauso dazu, um langfristig und umfassend die ökologischen Potenziale digitaler Technologien zu heben und dabei deren ökologische Risiken zu vermindern. Marktstrukturen mit wenigen globalen IT-Unternehmen mit enormer Markt- und Datenmacht und mit erheblichen Investitionsmitteln sind dabei eine Gefahr für eine effektive politische Regulierung. Ein regulierter Markt mit hohen ökologischen und sozialen Standards auch im digitalen Bereich sind für eine gemeinwohlorientierte Gestaltung der Digitalisierung grundlegend. Und die Europäische Union ist der Rahmen, in dem wir diese Standards durchsetzen wollen und müssen.
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